Seit Jahren wird die politische, wirtschaftliche und rechtliche Situation für Hebammen immer schwieriger. Und damit unmittelbar verknüpft auch die Situation für all die Eltern, die ein Kind erwarten.
Es ließe sich eine lange Liste anfertigen über all die Schwierigkeiten, welche sich immer weiter auftürmen.
Angefangen bei den ins Astronomische steigenden Haftpflichtprämien, über die Beschneidung der Kompetenzen der Hebammen (ein Beispiel: ab drei Tage nach dem errechneten Entbindungstermin ist eine Hausgeburt nur noch mit Zustimmung eines Gynäkologen möglich), bis hin zur Einschränkung der Abrechnungsmöglichkeiten für Beleghebammen, welche völlig an der Realität vorbei gehen und dadurch für viele Beleghebammen das Ende ihrer Tätigkeit bedeutet – was wiederum viele kleine Entbindungsstationen in Krankenhäusern zum schließen zwingt. (Hier gibt es eine ausführlichere, gut verständliche Stellungnahme von MotherHood dazu)
Deshalb müssen immer mehr selbstständige Hebammen ihren Beruf, oder mindestens die Geburtshilfe, aufgeben. Geburtshäuser, Hebammenpraxen und kleine Entbindungsstationen müssen schließen, weil die Geburtshilfe finanziell nicht mehr tragbar ist, oder weil die Belastung für die wenigen Hebammen, die noch nicht aufgegeben haben, zu groß wird.
Es findet eine Zentralisierung in der Geburtshilfe statt. Die Entwicklung, geht dahin, dass Geburtshilfe immer mehr in große, hochtechnisierte Krankenhäuser verlagert wird. Diese Krankenhäuser haben ihre Berechtigung und eine wichtige Aufgabe in der Geburtshilfe – aber nur in schwierigen, pathologischen Schwangerschaften, Geburten und Lebensanfängen!
Durch all diese Entwicklungen, welche hier nur angerissen wurden, sehen wir eine akute Bedrohung für die Wahlfreiheit der Familien und die Möglichkeit zur Selbstbestimmung der Frauen sowie für die natürliche, am Individuum orientierte Geburtshilfe und die traditionelle Hebammenkunst!
Wir wollen und können bei diesen Entwicklungen nicht tatenlos zusehen.
Wir selbst hatten den Luxus, Zuhause oder im Geburtshaus gebären zu dürfen. Jede von uns hatte „ihre“ Hebamme bei der Geburt dabei. Jede von uns ging zutiefst gestärkt und gewandelt aus der Geburt hervor. Unsere Geburten waren überwältigend und wundervoll.
Es ist uns ein tiefes Bedürfnis und Herzensanliegen, dass solche positiven Geburtserfahrungen auch weiterhin und allen Eltern möglich sind!
Deshalb gründeten wir die Geburtswohnung.
Damit wollen wir den politischen Entwicklung etwas entgegensetzen. Eigeninitativ und ganz praktisch setzen wir uns ein, für eine persönliche, individuelle, selbstbestimmte und dezentrale Geburtskultur.
Denn die Art und Weise, wie wir gebären und geboren werden, prägt unser ganzes, (weiteres) Leben, unsere Persönlichkeit, die Art und Weise, wie wir in die Welt gehen und letztendlich die ganze Gesellschaft.
Wir wollen, dass dieser Schlüsselmoment in unserem Leben selbstbestimmt, positiv und menschlich sein kann!