Wie kam es dazu?
Da ich keine Hausgeburts-Hebamme fand, die mir gefiel und vor allem in meiner Nähe war, fand ich mich immer mehr mit dem Gedanken ab, dass ich mit einer anderen erfahrenen Frau und meinem Partner zu Hause gebären würde. Denn mir war klar, dass ich unter der Geburt unbedingt in Ruhe gelassen werden möchte, um gut auf meine Intuition und unser Baby lauschen zu können. Daher fühlte ich mich sicherer zu Hause ohne Hebamme als in der Klinik in denen ich die Erfahrung gemacht hatte, daß meistens zu viel interveniert wird – und das wollte ich ja nicht.
Trotzdem immer wieder Ängste hoch kamen, überzeugte mich doch letztendlich eine Aufstellung, die ich mit einer Freundin machte: als ich auf dem Zettel stand, unter dem ‚Free Birth‘ geschrieben war, fühlte ich mich ganz und gar eins als Frau wie noch nie zuvor – ein unbeschreiblich schöner, ruhiger, klarer, entspannter Zustand. Da wußte ich, dass ich keine Zweifel mehr daran haben brauche, die Geburt auch ohne Hebamme zu Hause zu machen.
Zusätzlich gab mir Vertrauen, dass ich schon in einem Praktikum im Kreißsaal, bei eigenen Geburtsbegleitungen von Freundinnen und über Bücher Erfahrungen und Informationen gesammelt hatte – das half mir sicherlich in der Entscheidung. Außerdem hatte ich mich mit meiner eigenen Geburt und deren Traumata (Kaiserschnitt) auseinandergesetzt – und so fühlte ich mich in der Hinsicht wohler, dass ich dadurch eventuell meine eigene Geburtserfahrung nicht wiederholen werde. Zumindest richtete ich mich darauf aus.
Die Freundin, die bei der Geburt an meiner Seite war, hatte schon Geburtserfahrungen gemacht und war bei ihrer eigenen Frühgeburt mutig ihren eigenen Weg gegangen – was mir ebenso Vertrauen bescherte.
Ein Auto war organisiert um in die nächstgelegene Klinik zu fahren, falls etwas schief gehen sollte.
Ich fühlte mich gesund, das fast tägliche Kundalini – Schwangerschaftsyoga begleitete mich jeden Tag, das Laufen in den Schweizer Hügeln, singen und Baden in den kalten Flüssen stärkten mich…
…die Geburt
Als mein Bauch deutlich abgesenkt war, wurde mir klar, dass die Geburt bald stattfinden würde..Als sie jedoch begann, überraschte es mich dennoch, da mich die Wellen von Null auf Hundert stark und regelmäßig durchfuhren. Die Regelmäßigkeit hielt an und die Stärke nahm zu..
Ich konnte mich nur noch auf ‚Ja‘ tönend hingeben, denn lange Verschnaufpausen hatte ich nicht. Mir kam, wenn ich ‚Ja‘ töne, bleibe ich wenigstens offen und positiv ausgerichtet. Im Rückblick kann ich sagen, dass hauptsächlich das Tönen mich durch die Intensität der Wellen hindurch getragen hat.
Als ich schon sehr weit eröffnet war, hatte ich das Gefühl, dass es aus irgendwelchen Gründen nicht voranging…dann half mir meine Intuition, die mir genau sagte, was ich tun könnte. In dem Moment war ich sehr dankbar, dass mein Partner und Freundin da waren, um die Schwedenkräuter zu holen (ich nahm meinen Esslöffel ein) und die Ölmischung (Jasmin, Rose und Muskatellersalbei) zu bringen, mit der mich mein Partner wunderbar am unteren Rücken massierte – beides half sofort. Kurz danach verschwand das Gefühl und die Geburt schritt fort.
Ich fand außerdem große Erleichterung darin, dass mich meine Freundin mit meiner Rahmentrommel vor meinem Unterleib betrommelte– es lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Verbundenheit mit allem und mein Baby.
Im nächsten Moment wollte ich wieder in den Geburtspool um unser Baby im Wasser zu gebären. Denn in meiner Vorstellung war es fürs Baby sanfter, ins Wasser hineinzugleiten und in das selbe Element hineingeboren zu werden, in dem es die letzten Monate gelebt hatte. Ich fühlte das Köpfchen zwischen meinen Beinen, tastete die Haare. Schon während des gesamten Verlaufs fühlte es sich wie eine gewaltige (Nat-)Urkraft an, die mich durchzog. In dem Moment wurde diese Kraft so mächtig, dass ich mich wie eine Löwin angehört haben muss – so fühlte es sich auf jeden Fall an. Die brachte unser Kind nach fünf Stunden zur Welt. Ich konnte unsere Tochter im Wasser mit meinen Händen entgegennehmen, sie langsam an meine Brust nehmen und ihr Lieder singen – zusammen mit meinem Partner in einer gemütlichen Athmosphäre mit Kerzen und gedämmten Licht.
Ich bin unendlich dankbar, dass ich alles so machen konnte wie ich es fühlte, Partner und Freundin so unvoreingenommen liebevoll für uns da waren, dass unsere Tochter von Anfang an ruhig, mit wachen Äuglein in die Welt blicken konnte und friedlich an meiner Brust sein konnte so wie sie wollte.
Die Geburt war für mich ein Spiel der Naturgewalten und es fühlte sich so an, als ob alle Elemente geballt und gleichzeitig wie durch ein Nadelöhr durch mich hindurch brausten..
Danke, große Kraft, für diese Erfahrung. Es war meine Initation als Frau und Mutter.
Carola Michaelis