Alia´s Hausgeburt in den 90ern

Von Soraya

Ich bin Mutter von 6 Kindern, die alle zuhause geboren wurden und möchte euch meine erste Geburt beschreiben.
Ich war schon im 7. Monat, als bei uns erst die Frage aufkam, wo die Entbindung stattfinden solle. Im Jahr 1991 gab es noch eine recht gute Infrastruktur in München und einige Hausgeburtshebammen, die Kapazitäten frei hatten.

Mein Gynäkologe empfahl mir jedoch eine Klinik , die über 1000 Geburten im Jahr abwickelte und ich begab mich dorthin zum Infoabend mit den Krankenhaus-Hebammen. Dort wurde uns Eltern alles gezeigt, alle technischen Details erläutert, man war stolz darauf, das der OP per Lift zu erreichen war, falls es irgendwelche Schwierigkeiten gäbe, könne man schnell zum Kaiserschnitt übergehen.

Ich fühlte mich die ganze Zeit sehr unwohl und hatte das Gefühl, als Mensch und Frau gar nicht wahrgenommen zu werden, sondern als Nummer im hoffentlich reibungslosen Ablauf der Klinikstandards. Schon allein die Vorstellung, mein kuscheliges Nest verlassen zu müssen, um von technischen Geräten und fremden Menschen umgeben, den privatesten Akt überhaupt zu vollbringen, löste bei mir Panik aus. Als die leitenden Hebamme dann zu uns Eltern sagte: „… und wenn das Kind dann da ist, wird es zuerst untersucht und gewaschen, und wenn alles in Ordnung ist, dann gehört es Ihnen!“, konnte ich es nicht länger aushalten, bin aufgestanden und nach hause gegangen. Meinem Mann sagte ich,“ da gehe ich nie hin, das Kind gehört doch nicht denen.“

Mein Unbehagen richtete sich gegen die gänzliche Fremdbestimmung, was den Geburtsablauf betraf. Die Vorstellung, den Ärzten dermaßen ausgeliefert zu sein und nicht mal „Besitzerin des Kindes“ sein zu dürfen, sonder nur, wenn mir dies von oben erlaubt würde, rief bei mir ganz konkrete Ängste hervor.
Also suchten wir nach einer Hausgeburtshebamme, was damals nicht so schwierig war. Sie wohnte bei uns in der Nähe und als die Wehen anfingen kam sie vorbei. Die Wehen waren noch zu schwach, da ging sie wieder nach hause. Die ganze Nacht hatte ich immer wieder Wehen, aber keine wirkliche Steigerung. Am nächsten Tag, kam sie wieder und wartete geduldig mit uns, ich musste immer wieder aufstehen und mich bewegen, damit die Wehen weitergingen, irgendwann am Nachmittag sagte sie, „das nennt man eine Wehenschwäche..“
daraufhin war ich sehr frustriert. Zum Glück war ich in homöopathischer Behandlung und so rief ich meine Homöopathin an. Sie kam, gab mir ein Mittel, und tatsächlich wurden die Wehen stärker. Am Abend dann endlich gebar ich ein gesundes Mädchen, welches noch komplett in der Fruchtblase steckte und sogar Fruchtwasser war noch vorhanden. In der Glückshaut geboren, alle waren wir glücklich.
Fazit. wenn ich in die Klinik gegangen wäre, wäre die Geburt mit Sicherheit ganz anders verlaufen. Als erstes hätte man mir die Fruchtblase aufgestochen, wehenverstärkende Mittel gespritzt und sehr wahrscheinlich hätte ich einen Kaiserschnitt bekommen.
Wie mir bei dem Seminar von Michel Odent klar geworden ist, brauchte ich mein privates Umfeld, vertraute Menschen und das Gefühl selbst bestimmen zu können, mehr als alles andere. Zum Glück habe ich damals meinem Instinkt vertraut.

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